Manchmal wache ich morgens auf und denke: Verrückt, ich muss heute gar nichts fürs Buch machen. Weil es verdammt noch mal fertig ist. In diesen Tagen geht DER TOD KANN MICH MAL! in Druck. Die Pressearbeit hat begonnen. Es gibt sogar ein Video von mir. Und weil ich jetzt nichts mehr fürs Buch machen kann, denke ich heute darüber nach, wie es war, diese 250 Seiten zu schreiben.
Es gibt in DER TOD KANN MICH MAL! ein ganzes Kapitel darüber, wie es mich verändert hat, das Buch. Ich möchte hier nicht zu viel vorweg nehmen. Deshalb nur diese Andeutung: Es hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Oder so: Die Gespräche mit meinen Protagonisten und Experten haben mich verändert. Aber vor allem hat mich das Buch eines gelehrt: Dass es sich vorne und hinten nicht lohnt, sich über die Zukunft den Kopf zu zerbrechen. Was habe ich mir im Vorfeld für Szenarien ausgemalt! Ich stellte mir vor, wie meine Protagonisten im letzten Moment abspringen. Ich sah mich, wie ich wochenlang eine Nachtschicht nach der anderen im Journalistenbüro schiebe – weil ich einfach nicht fertig werde. Ich hatte Angst davor, dass die Lektorin meine Texte auseinandernimmt und ich mich am Ende wie eine Verliererin fühle. Was soll ich sagen? Nichts von dem ist eingetroffen. Keine einzige Nachtschicht. Keine verletzende Kritik meiner Lektorin. Kein doofes Gefühl von Versagen, kein einziges Mal. Und meine Protagonisten waren von Anfang an mit Herzblut dabei. Ich konnte sie bei Fragen immer erreichen, mich mit ihnen austauschen, wenn ich im Text gerade stecken geblieben war.
Stattdessen war da oft ein Gefühl von tiefer Dankbarkeit. Ich erlebte durch das Buch Dinge und lernte Menschen kennen, die ihren Weg nie und nimmer in mein Leben gefunden hätten. Ich nahm an einem Lachyoga-Seminar teil. Ich saß in einer Vorlesung über Palliativmedizin bei Kindern und Jugendlichen. Ich interviewte den Mann, der als erster in Deutschland ein Herz bei einem Kind transplantierte. Ich weinte mit einer Mutter, die ihre Tochter an den Krebs verloren hatte – und die trotzdem so viel Lebensmut und Freude in sich trägt. Solche Begegnungen sind Geschenke.
Und was meine Befürchtung vor den einsamen Nachtschichten angeht: Auch hier hatte ich großes Glück (und Glück muss ein Mädchen einfach haben!). Meine liebe Freundin, die Schauspielerin Christina Hecke, drehte im Sommer einen Film am Ammersee. Sie hatte sich in ein wunderschönes altes Bauernhaus eingemietet. Und ich durfte sie besuchen. Also saß ich im Garten an einem Holztisch oder drinnen in der Stube und schrieb. Kapitel für Kapitel. Zwischendurch gingen wir spazieren, tranken Tee, lagen im Gras. Das war kein einsamer Ich-schreibe-ein-Buch-Sommer. Ich fühlte mich lebendig wie nie. Obwohl ich mich ständig mit dem Tod auseinandersetzte. Klar gab es Momente, an denen ich schrecklich traurig war. Ich weiß noch, wie ich davon erfuhr, dass eine meiner potentiellen Protagonistinnen verstorben war – noch bevor wir unser Interview führen konnten. Abgesehen von manchem trüben Tag habe ich das Leben in mir aufgesogen. Es bewusster gelebt als jemals zuvor.
Heute weiß ich: Angst ist immer ein schlechter Berater. Im Nachhinein hätte ich mir viel weniger einen Kopf machen müssen, ob alles glatt geht, ob das Buch gut wird, ob ich Protagonisten finde, ob der Verlag zufrieden mit meiner Leistung sein wird. We can cross the bridge when we come to it. Diese Einstellung habe ich jetzt verinnerlicht.
Jetzt sind es nicht mehr zwei Monate, bis DER TOD KANN MICH MAL! erscheint. Auf der einen Seite: endlich! Auf der anderen Seite gehören diese sehr persönlichen Texte dann nicht mehr nur mir. Ich bin gespannt, was der 15. März und die Zeit danach mit mir machen werden. Aber Angst habe ich keine mehr. Vor was auch? Am Ende wird doch alles gut.
Petra Utz
Hallo liebe Frau Brück, ich habe ihr Buch vor 2 1/2 Wochen von meinem Mann bekommen, als Geschenk als er aus der Reha kam. Es kam zum richtigen Zeitpunkt, denn ich musste feststellen dass er sich in eine andere Frau verliebt hat und mir ist seither das Herz gebrochen. Die Texte haben mich sehr aufgemuntert und auch nachdenklich gemacht, denn das Leid der Jugendlichen ist schrecklich, ihre Zuversicht auf die Zukunkt bemerkenswert und nachahmenswert zugleich. Ich habe ja mein Leben noch und muss nun auf die Hoffnung bauen, genau das versuche ich jetzt in mein Leben zu integrieren was mir manchmal mehr oder weniger gut gelingt. Vorallem der Ungewissheit ein Ende zu bereiten hat mir sehr geholfen, wie es Daniel so schön in seinem Bericht berichtet.
Liebe Frau Brück, bitte schreiben sie noch viele weitere Bücher ich werde sie mit Sicherheit lesen und weiterempfehlen. Alles Gute für sie.