Ich spreche mit Menschen. Klingt einfach und das ist es meistens auch. Die Kunst aber besteht darin, ihnen genau das zu entlocken, was sie noch keinem anderen gesagt haben. Gerade bei Prominenten ist das entscheidend. Bei Experten weniger. Die sollen erklären, was sie wissen. Hinterher übersetze ich das dann ins Deutsche und schreibe es so auf, dass es die Leser verstehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch eine spannende Geschichte zu erzählen hat. Sitze ich in der U-Bahn, würde ich gerne mein Gegenüber anquatschen und ihn oder sie darum bitten, mit mir über seine oder ihre Lebensgeschichte zu sprechen. Wann warst du zum ersten Mal richtig verliebt? Was ist deine größte Leidenschaft? Wie fühlt sich Scheitern an? Gibt es jemanden, den du ständig vermisst? Dazu hat doch jeder etwas zu sagen. Am allerliebsten spreche ich mit Jugendlichen. Sie haben eine wunderbare und sehr frische Sicht auf das Leben. Sogar todkranke Teenager zu interviewen hat mich glücklich gemacht.
Habe ich mit Menschen, Prominenten oder Experten gesprochen, schreibe ich einen Text. Je nach Auftrag und Medium kann das ein Interview, eine Reportage, ein Feature, ein Porträt oder ein Bericht sein. Das ist eigentlich schon alles. Oft schreibe ich auch Texte, ohne vorher mit jemandem gesprochen zu haben. Die handeln dann von dem, was ich persönlich denke oder erlebt habe. Wir Journalisten nennen das Kolumne oder Meinung.
Seitdem ich freie Journalistin bin, arbeite ich von Zuhause. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich nicht in einem hektischen Großraumbüro malochen muss. Im Home Office höre ich die Musik, die ich mag. Und wenn ich mich konzentrieren muss, mache ich es mir mucksmäuschenstill. An manchen Tagen schreibe ich am liebsten im Schlafanzug. Hin und wieder brauche ich eine Kanne Tee oder Kerzenschein. Das wäre in einer Redaktion nicht möglich, richtig?
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